Mittwoch, 5. August 2009

Die Fränkerbimmel kommt aus Zedtlitz

Das Öffnen des Brennofens ist für die Zedtlitzer Keramikmeisterin Annett Fischer noch immer ein ganz besonderer Moment. Nie kann man sich hundertprozentig sicher sein, ob beim Brand alles glatt gelaufen ist - schließlich hat der Ofen, in dessen Innern oft Temperaturen von über 1.000 Grad Celsius herrschen, kein Sichtfenster, mit dem man den Prozess überwachen könnte. Meist überlässt sie den ersten Blick in die Brandkammer ihrem Vater. Heute gibt er wieder, wie fast immer, Entwarnung. Alle Stücke haben den Brand unbeschadet überstanden. Zwischen allerlei Gebrauchskeramiken befinden sich auch 150 Glöckchen darunter, welche die Frankenhainer zum Andenken an ihr 800-jähriges Dorfbestehen haben produzieren lassen: die Fränkerbimmeln.


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Foto: Keramikmeisterin Annett Fischer entnimmt dem Brennofen
die erste Fränkerbimmel.

Die Geschichte der Fränkerbimmel beginnt in dem Töpferstädtchen Bürgel bei Eisenberg in Thüringen. Aus den dortigen Vorkommen stammt der Ton, aus dem das Glöckchen besteht. Unter den Händen Annett Fischers entstehen aus fünf Kilo schweren Tonklumpen auf der Töpferscheibe zunächst die Formlinge, die bereits grob die Form einer Glocke haben.


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Foto: Ein Formling wird vom Klumpen abgedreht.

Nach einer Ruhezeit von 24 Stunden sind die Formlinge lederhart angetrocknet und werden auf der rotierenden Scheibe endgültig in Form gebracht. Jetzt erhalten sie auch das Loch, durch das später der Faden für den Klöppel gezogen wird. Mit einer Graviernadel wir der Schriftzug “1209 - 2009 Frankenhain” in das noch recht weiche Material geschrieben. Außerdem erhalten die Bimmeln einen Schmuckrand, welchen Annett Fischer mittels eines Modellierholzes in die Glöckchen drückt.


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Foto: Beschriftung der Glocke.

Danach verbringen die Formlinge eine Woche im Trockenregal, bevor sie dem Sprühbrand unterzogen werden. In sechs Stunden werden dabei bei einer Temperatur von 970 Grad Celsius aus den Formlingen so genannte Scherben. Dieser Arbeitsschritt sorgt dafür, dass die Werkstücke für die Weiterverarbeitung formstabil und zur besseren Aufnahme der Glasur porös werden. Die Glasur selbst besteht aus gemahlenem Glas, Farboxiden sowie Wasser und wird auf dem gravierten Schriftzug mit dem Pinsel und auf dem Glockenrand im Tauchverfahren aufgebracht. Beim anschließenden Glasurbrand (8 Stunden, 1.100 Grad Celsius) schmilzt das Glas auf dem Scherben und versiegelt die Farbe. Sobald die gebrannten Glöckchen erkaltet sind, erhalten sie ihren Klöppel, der ebenfalls aus Ton besteht.


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Foto: Fast fertig - die Glocke erhält ihren Klöppel.

Viele Arbeitsschritte und eine Menge Geduld waren nötig, bis die kleinen Kunstwerke an die Frankenhainer übergeben werden konnten. Bereits am Montag, dem 10.08.2009, werden die Fränkerbimmeln im Rahmen des Eintrittskartenvorverkaufes, welcher in der Zeit von 16.30 Uhr bis 18.30 Uhr im Richterzimmer in der Frankenhainer Hauptstraße 41 stattfinden wird, für nur 5,00 € zu haben sein. Wer eine ergattert, kann sich glücklich schätzen, denn die Liste der Vorbestellungen wächst täglich.

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Die Fränkerbimmel 2009 - Erinnerungsstück,
Glücksbringer, Weihnachtsbaumschmuck

Annett Fischer, die sich auf die Herstellung von Gebrauchskeramiken aller Art spezialisiert hat, freut sich, dass ihre jüngste Kreation Anklang findet. Bereits seit 1990 beweist sie als Töpferin Gespür für Material, Formen und Farben. Auf den Handwerker- und Töpfermärkten ist sie weit über die Grenzen des Landkreises Leipzig bekannt. Auch der Leipziger Weihnachtsmarkt ist für sie jährlich eine feste Adresse. In ihrem Ladengeschäft, welches unmittelbar an ihre Töpferwerkstatt grenzt, hält sie ständig ein reichhaltiges Sortiment bereit. Besonders beliebt sind ihre Pflanztiere.

Weitere Bilder finden Sie im Fotoalbum.

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